„Die Situation ist beschissen, aber nicht hoffnungslos“, sagt der Landrat. Weder die KFZ-Zulassungsstelle noch die Sozial- und Jugendämter können derzeit arbeiten.
Wegen eines schweren Hackerangriffs auf das Netzwerk hat der Landkreis Anhalt-Bitterfeld am Freitag den Katastrophenfall ausgerufen. „Dieser Angriff hat auf alle Bereiche des Leistungsspektrums des Landkreises unmittelbare Auswirkungen und betrifft somit auch die Anliegen der Bürgerinnen und Bürger, die zurzeit nicht bearbeitet werden können“, heißt es. Der Katastrophenfall gebe dem Landrat die Möglichkeit, schneller zu entscheiden und Hilfe anzufordern, sagte ein Sprecher gegenüber der Nachrichtenagentur dpa.
Bei dem Angriff handelt es sich um einen Ransomware-Angriff, bei dem Dateien auf dem Server der Kreisverwaltung von den Hackern verschlüsselt wurden. Nach Berichten des MDR fordern die Angreifer ein Lösegeld, um das System zu entsperren. Den Experten ist es bis jetzt noch nicht gelungen, die betroffenen Computer von der Schadsoftware zu befreien.
Die Angreifer sind vermutlich über die Sicherheitslücke „PrintNightmare“ in das System eingedrungen, wie die Mitteldeutsche Zeitung zuerst berichtete. Microsoft hat die als kritisch eingestufte Sicherheitslücke im Printer-Spooler-Dienst von Windows erst vor wenigen Tagen per Notfall-Patch geschlossen. Leider zu spät für die Kreisverwaltung Bitterfeld. Fast das gesamte System wurde inzwischen vom Netz getrennt, um einen Verlust der Daten zu verhindern.
Erst Anfang Juli sorgte ein großangelegter Hackerangriff für Schlagzeilen: Erst vergangene Woche hatte ein großangelegter Hackerangriff für Schlagzeilen gesorgt: Ein Angriff auf den US-amerikanischen IT-Dienstleister Kaseya hat weltweit inzwischen 800 bis 1.500 Unternehmen geschädigt, darunter die schwedische Supermarktkette Coop. Auch hier wurde in vielen Fällen Ransomware installiert.
Politiker fordern Meldepflicht für Ransomware-Angriffe
Allein im letzten Jahr soll es rund 100 Erpressungsversuche in Verbindung mit Schadsoftware gegeben haben. Darunter befanden sich u.a. der Landtag in Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern, bei Schulen, Universitäten und Krankenhäusern. Bislang gibt es keine Meldepflicht für Ransomware-Attacken, sodass von der Politik eine klare Strategie im Umgang mit solchen Angriffen gefordert wird.